• Geschichte der Markgrafenschule

      • Die Wurzeln der Markgrafenschule reichen bis ins Jahr 1781 zurück, aus diesem Jahr sind erste Bestrebungen zur Errichtung einer Taubstummenschule dokumentiert. Die förmliche Errichtung der Schule in Bayreuth geschah im Jahre 1825, maßgeblich initiiert vom damaligen Kreisschulrat des Obermainkreises, Dr. Johann Baptist Graser, Dabei war die Schule in den ersten 50 Jahren ihres Bestehens an die Elementarschule in der Münzgasse (heute IWALEWA-Haus) gebunden, da Graser die Integration der taubstummen Kinder in die Regelschule befürwortete. 1851 erhielt die Schule königlichen Besuch: Maximilian II. und Königin Marie von Bayern wohnten den Prüfungen an der Schule bei.

        Im Jahre 1875 bezog die Schule dann ein erstes eigenes Schulgebäude in der Dammallee, das aber rasch zu eng wurde. 1884 wurde an der heutigen Rathenaustraße 29 ein Neubau für Schule und Internat errichtet und bezogen. Doch auch hier reichte der Platz nur für dreißig Jahre. Durch stetig steigende Schülerzahlen wurde ein weiterer Neubau an der Markgrafenallee notwendig, der für 240.000,--Mark errichtet wurde und am 8. September 1913 feierlich eröffnet werden konnte. Damit war die Zeit der "Wanderschaft" in der Stadt Bayreuth für die Schule bis heute beendet, jedoch traten nun verstärkt inhaltliche Veränderungen in den Vordergrund.

        Seit 1927 wurde das Bildungsangebot der Schule um den Bereich der Berufsausbildung erweitert, der Taubstummenanstalt wurden Lehrwerkstätten angegliedert. Einen deutlichen Rückschlag brachten die Jahre des Zweiten Weltkrieges, als die meisten Lehrkräfte zum Kriegsdienst eingezogen waren. Ende der 40er Jahre normalisierte sich der Schulbetrieb wieder. Unter der neuen Trägerschaft des Bezirks Oberfranken wurde die Schule und die Berufsschule für Gehörlose bis zum Anfang der 70er Jahre weitergeführt.

        Im der Schule angegliederten Beratungsdienst für hör- und sprachauffällige Kinder in Oberfranken wurden damals sehr viele sprachauffällige Kinder, dagegen weniger gehörlose Kinder erfaßt. Dies führte zur Frage nach der Errichtung einer Schule für Sprachbehinderte in Bayreuth, während die bisherige Aufgabe der Beschulung Gehörloser an die zweite in Oberfranken bestehende Gehörlosenschule in Bamberg abgetreten wurde.

         

        Die "Geburtsstunde" der Schule in ihrem heutigen Aufgabenbereich liegt somit im Jahr 1973, als die Schule für Sprachbehinderte mit sieben Grundschulklassen und vier Vorschulgruppen ihre Arbeit aufnahm. In den Jahren 1975 bis 1977 wurde dann die Schule um die Teilhauptschule I (5./6. Jahrgangsstufe) erweitert. Um sprachauffälligen Kindern eine möglichst frühzeitige und heimatnahe Hilfe anzubieten, begann die Schule ab 1979 mit der Errichtung von Außenstellen (mit Beratungsstelle und Vorschulgruppen), zunächst in den größeren Städten Oberfrankens, später auch zunehmend in ländlichen Regionen. Durch die Errichtung einer zweiten Schule für Sprachbehinderte in Oberfranken in Bamberg im Jahr 1988 wurde der Einzugsbereich der Markgrafenschule auf Ostoberfranken eingeschränkt, was sich jedoch durch die stetig steigende Zahl sprachauffälliger Kinder kaum auf die Struktur der Schule auswirkte. Die Bedeutung der Arbeit im Vorschulbereich nahm dabei kontinuierlich zu; ab 1987 wurden die beiden Arbeitsbereiche "SVE (Schulvorbereitende Einrichtung)" und "Schule" für die Dauer von ca. 15 Jahren von etwa gleichvielen Kindern/Schülern besucht, was bedeutet, daß sich hinter den Namen "Markgrafenschule" ein gleichgroßer Vorschulbereich verbarg! Die letzte strukturelle Veränderung der Einrichtung war der Ausbau zur Vollschule durch die Errichtung der Teilhauptschule II (7. -9. Jahrgangsstufe) in den Jahren 1993 bis 1996.

        Durch die Errichtung Sonderpädagogischer Förderzentren an vielen Standorten in Oberfranken wurde eine ganze Reihe von SVE-Gruppen der Markgrafenschule an die regionalen Förderzentren abgegeben - ehemals 22 SVE-Gruppen der Markgrafenschule wurden auf diesem Wege auf gegenwärtig nur noch acht Gruppen reduziert. Dennoch bietet die Markgrafenschule in ihrer derzeitigen Form Hilfen für sprachauffällige Kinder im Alter von drei bis 15 Jahren an.

         

        Da das alte Schulhaus aus dem Jahr 1913 massive statische Probleme aufwies, wurde in den Jahren 2008 bis 2012 die gesamte Schulanlage (SVE, Turnhalle und Schulgebäude) durch den Sachaufwandsträger Bezirk Oberfranken mit einem Kostenaufwand von knapp 10 Millionen Euro in zwei Bauabschnitten neu erbaut.

         

        Im November 2015 wurde schließlich das letzte historische Gebäude der ehemaligen Taubstummenanstalt, das Lehrlingsheim aus dem Jahr 1927, abgebrochen.